ein riss im herzen eines sechsjährigen jungen ist etwas, das in unserer welt kaum jemand bemerkt. zu viele kinder sind sechs. zu viele worte fehlen. die meisten wissen gar nicht, wie man so etwas überhaupt sagt. wie soll man gebrochensein erklären, wenn man kaum begriffe dafür kennt?

doch irgendwo gibt es einen anderen ort. einen, an dem alle gebrochenen, zerrissenen, verlorenen, angeknacksten und verbitterten herzen aufgezeichnet werden. dort, ganz leise, wird so etwas bemerkt. und als man das herz dieses sechsjährigen jungen auf eine waagschale legte, zusammen mit all den anderen beschädigten herzen der welt, da zeigte sie plötzlich zu viel an. ein herz zu viel. eines, das dort noch nicht hätte liegen sollen.

in jener nacht blieb der schnee aus. und am nächsten morgen hatte der himmel die farbe von nassem asphalt. glanzlos, stumpf. so wie die augen der menschen um mich herum.





da ist eine drossel in meinem herzen, die nach draußen will, aber ich halte sie fest. ich bin zu schlau, ich hole sie nur nachts raus – manchmal, wenn die welt schläft und die stille lauter ist als der schmerz. dann sage ich ihr: „ich weiß, dass du hier bist. du bist nicht allein.“ doch ich lege sie zurück, verstecke sie tief in der dunkelheit. sie singt leise, ein klagendes lied, das niemand hören will. ich habe sie nicht sterben lassen, aber ich habe sie auch nicht leben lassen. wir teilen diesen geheimen pakt. ein stilles versprechen zwischen verlust und hoffnung, zwischen zerbrochen und weitergehen. und manchmal fühlt sich das genug an, um einen mann weinen zu lassen, doch ich weine nicht. weinst du?





manchmal möchte ich mich fühlen wie ein zug, der mal schnell, mal langsam, manchmal durch die stadt, manchmal durch das land fährt. und ich nichts anderes höre als das rauschen des fahrtwindes, welches mir heimlich ein paar geschichten erzählt, die sonst keiner versteht.